Kulinarisch gesehen bin ich ja nicht nur aufgrund meiner 2Herde eine gespaltene Identität: Auch mein Heimatort hat mir so eine gewisse Schizophrenie mitgegeben, was „typische, regionale Küche“ betrifft: Klar zu Bayern als Bundesland gehörend und damit auf Volksfesten Bier, halben Hähnchen und vor allem der Schweinshaxe fröhnend, liegt er dennoch nahe genug an Hessen, um zu wissen, wie lecker „Handkäs‘ mit Musik“, Kochkäse oder Frankfurter Würstchen sein können. Mein Studium hat diese Präferenzen ein wenig in Richtung bayerische und fränkische Küche verschoben und so stehen immer wieder mal Weißwürste oder auch Obatzter bzw. Gerupfter und natürlich Schäufele auf der Speise- & Vesperkarte. Wenn Du mich allerdings nach meinem Lieblingsgericht fragen würdest, dann würde ich überall das gleiche sagen, ob in der Urlaubssonne des Mittelmeers, auf dem Nürnberger Hauptmarkt oder dem Hamburger Fischmarkt: Es geht nix über Frankfurter Grie Soß‘! Wenn Oma ankündigt, dass alle Kräuter gewachsen sind, lasse ich alles stehen und liegen und schwinge das Wiegemesser statt der Grillzange, koche Eier hart, die in keinen Nudelsalat wandern werden und schäle mit Freude Kartoffeln. Herr D. hält gebührenden Abstand, denn er hat in einem von Frankfurts besten Häusern am Platz, dereinst vor 100 Jahren (wenn man ihn so reden hört) tonnenweise Kräuter gehackt und überlässt das Feld und auch die Sauerei (die natüüürlich nur ich beim Hacken veranstalte) lieber der Frau des Hauses.
Ich könnte jetzt noch, bevor ich mein Rezept präsentiere, auf die Streitigkeiten eingehen, die die Grie Soß‘ hervorrufen kann: Mit oder ohne Majo, die Eier direkt hinein oder dazu essen, die Kräuter hacken oder doch pürieren – Montagues und Capulets konnten wohl keine schöneren Streitigkeiten führen als Befürworter und Gegner bestimmter Zubereitungsweisen. Für mich ist klar: Die Soß schmeckt kalt (Herr D. und ich) oder auch warm (Mutti und die Anverwandten, dann mit einer klassichen Mehlschwitze zubereitet), kann nur extrem fein gehackt wirklich ihr volles Aroma entfalten (wobei püriert selbstgemacht immer noch besser ist, als beim Discounter stilecht im Plastikeimerchen erworben) und Majo kommt uns nicht in die Schüssel.
Fakt ist und bleibt bei all der moralischen Diskussion: Die 7 Kräuter sind das Beste, was man auf einem guten (hessischen) Wochenmarkt erwerben kann und sie haben zu Recht ihr Denkmal verdient! 😉
Also jetzt zu meinem Rezept für’s Sößsche:
- 150 g Kräuter für grüne Soße, diese sind (und darüber herrscht meines Wissens nach Einigkeit):
- Schnittlauch
- Petersilie
- Kresse
- Kerbel
- Borretsch
- Pimpinelle
- Sauerampfer
- 4 Becher saure Sahne
- Salz & Pfeffer
Die Kräuter fein hacken, die die saure Sahne einrühren und mit Salz und Pfeffer abschmecken. (Für die Pürierer unter uns: nicht die Kräuter mit der kompletten sauren Sahne pürieren, sondern nur mit einem Teil davon und die restliche saure Sahne zum Schluss unterheben, sonst wird die Soße zu flüssig). Dazu Salzkartoffeln und hartgekochte Eier, wenn’s etwas feiner oder für den Sonntag sein soll, einfach die Soße zu einem schönen Stück Tafelspitz servieren [Mutti empfiehlt an dieser Stelle, wo es um den Fleischkonsum geht: „en Ringel Flaaschworscht“ (einen Ring Fleischwurst)…]
Als sei es des Schicksals Fügung, bereitete ich am gestrigen Abend zum ersten Mal in diesem Jahr mein allerliebstes Lieblingsessen zum ersten Mal für diese Saison zu und heute läuft mir das Blogevent von Ofenlieblinge „Lieblingsrezepte aus der deutschen Küche“ über den Weg. Puuuh, da bin ich ja froh, dass ich in meinem Enthusiasmus nicht gleich gebloggt habe, denn so kann ich dieses Rezept beim Blogevent einreichen:
Jetzt war ich aber fleißig mit der Bloggerei für heute…hihi! Aber wenn ich so ein tolles Event sehe, muss ich einfach mitmachen! Habt weiterhin einen schönen Sonntag und probiert bei Gelegenheit die Grüne Soße doch einfach mal aus, falls Ihr sie noch nicht kennt.
25. April 2013 um 15:56
Sieht ja schon lecker aus 🙂
25. April 2013 um 18:12
Dankesehr! 🙂