2 Herde wohnen, ach, in meiner Brust


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Salat mit gegrilltem Gemüse oder „Flexidingens“

Hühner - Flexi what

Jetzt mal Butter bei die Fische das kann doch nicht so schwer sein, einen Salat zu verbloggen, ganz ehrlich…was zierst du dich denn so? Ist doch sonst nicht so Deine Art, sonst schreibst Du für Freunde seitenweise Briefe, Stellungnahmen und wo ihnen sonst noch die Worte fehlen und jetzt scheiterst Du an diesem läppischen Blogartikel?!

 Ja, ehrlich – vielleicht werdet Ihr es mir nicht glauben, aber das kleine Textteufelchen auf meiner Schulter hat schon recht, wenn es die Tatsache spöttisch belächelt, dass ich mittlerweile seit einer knappen mehr als einer Woche an einem Text schraube, dessen Grundaussage auch einfach lauten könnte: „Hey Leute, is lecker, ehm, Salat mit Dingens…na….gegrillte Gemüse – machste Essig-Öl druff, verstehste – fertich is dat Abendessen.“ Mal abgesehen davon, dass ich das so nie schreiben würde, schon allein nicht, weil es eher stumpfsinnige Nahrungsproduktion als mit Liebe zubereitetes Essen implizieren würde, habe ich mir auch ausgerechnet dieses Salatrezept augesucht um noch eine Message, gewissermaßen ein Outing an den Leser zu bringen (Rührungsschnieftempos an dieser Stelle bitte wieder wegpacken, hat dann auch keiner gesehen, Herr D. spielt nämlich trotz des hochdramatischen Intros im folgenden allenfalls eine Nebenrolle . ^^ Zudem sollte ich eine solche Ankündigung dann vielleicht doch eher mit, sagen wir, einem zünftigen Spanferkel verknüpfen…oder Frikadellen.^^.)

 Genau das gibt’s heute aber nicht, beziehungsweise gab es in den letzten 2 Monaten nicht – wie alle regelmäßigen 2Herde-Leser nämlich bereits stutzig geworden sein dürften, ist diesmal kein Tier auf dem Grill gelandet, sondern ausnahmslos Gemüse. Wer mich und meine Rezepte kennt, weiß, dass ich hin und wieder gern mal vegetarisch gekocht habe, allerdings auch immer wieder Fleisch und Fisch auf den Tisch kamen. Anfang Juni allerdings schaffte es Hagen Rether, mich binnen seines grandiosen dreistündigen Programmes zu bekehren, es doch wirklich jetzt endlich mal zu probieren, das Tier vom Teller zu lassen. Bereits als ich eine Stunde vor Veranstaltungsbeginn zu Herrn D. gesagt hatte „Lass uns doch noch schnell ’nen Burger, ist nicht mehr viel Zeit, bis es losgeht…“ hatte ich beim Biss in eben jenen schon das ungute Gefühl, dass es sich rächen würde, vor dem Besuch des Programms eines eingefleischten Vegetariers (wie ausgelutscht ist dieser Wortwitz denn eigentlich bitte?!?) noch Kunde bei einer Fastfood-Kette gewesen zu sein. Als er jedoch wenig später die Umwelt-Folgekosten jenes verspeisten Burgers auf 200 $* bezifferte, hatte diese Äußerung derart durchschlagenden Erfolg, dass ich die Gelegenheit beim Schopfe packte, ab dem nächsten Morgen Fleisch und Fisch von meinem Teller verbannte und mit lediglich klitzekleinen Ausnahmen (extrem erfolgreich für meine Verhältnisse) bis heute durchgehalten habe.

 Ich würde mich – vor allem nach einigen frustrierenden Erlebnissen in der deutschen Gastronomie – noch lange nicht als Vegetarierin bezeichnen, dennoch wollte ich die Gelegenheit nicht verstreichen lassen, mich in die Riege der Flexitarier einzureihen und Euch das auch vollmundig zu verkünden mitzuteilen. Zum Einen, weil es noch ein deutlich größerer Antrieb ist, etwas durchzuziehen, je mehr Leute davon wissen, außerdem aber auch einfach deswegen, weil Ihr ja als Leser im Bilde sein sollt, dass es hier in Zukunft deutlich weniger Fleisch- und Fischgerichte als bisher geben wird. Mir ist schon klar, dass man nicht „ein bisschen Vegetarier“ sein kann (genauso wenig wie „ein bisschen schwanger“ ^^) – aber allein die Erfahrungen der letzten 8 Wochen haben mir eine vollkommen neue Sichtweise auf’s Einkaufen, Essen und Essen gehen eröffnet und je mehr ich über lese, desto sicherer bin ich mir, dass es sicherlich Sinn macht, über den eigenen Fleisch- und Fischkonsum nachzudenken und diesen möglichst stark zu reduzieren.

Am Studentenbudenherd klappt es schon ganz fantastisch und auch am Holdenherd gibt’s ebenfalls ganz viel Vegetarisches – Herr D. beschwert sich nie und macht sich halt zwischendurch, aber ganz selten, mal ein Wurstbrot oder kriegt eine kleine Fleischbeilage. So langsam ist meine „Findungsphase“, was das „neue“ Kochen angeht auch beendet und ich werde wieder etwas wagemutiger – ich freue mich  auch auf’s Stöbern in vielen, vielen tollen Blogs, die für mich jetzt noch deutlich interessanter geworden sind.

 *Sollte ich an dieser Stelle falsch zitieren und es sich doch um € gehandelt haben, bitte ich vielmals um Entschuldigung. Mein schlechtes Zahlen- und Einheitengedächtnis soll jedoch nicht von der Kernaussage „Heidiwitzka, so viel für einen Burger?!?“ ablenken. 

Die Kernaussage dieses Textes sollte ja eigentlich lauten „Hey, Leute, wundert Euch nicht, wenn’s hier in Zukunft weniger Fleisch und Fisch gibt!“ bzw. „Hallo, liebe Vegetarier, ich wäre auch gerne eine von Euch!“ – jetzt ist es doch ein ganz schöner Roman geworden, hoffentlich verzeiht Ihr mir, wenn’s noch etwas drunter und drüber ging. Wenn Ihr Lust habt, berichte ich Euch auch gerne noch ein bisschen ausführlicher von lustigen Einzelerlebnissen, vor allem die Gastronomie hat da, wie schon erwähnt, so einiges zu bieten, das teilweise auch an seelische Grausamkeit grenzt. Bis dahin serviere ich Euch heute einfach mal meine ersten vegetarischen Grill-Gehversuche, abgesehen von den Gemüsespießen, die L. und mich bei Grillparties über Wasser halten. Ich bin mir sicher, dass da in Zukunft noch viel mehr geht. ^^

Salat mit Grillgemüse 2 klein

Salat mit gegrilltem Gemüse

Du brauchst für 2:

1. Zucchini:

  • 100 ml Olivenöl
  • einen halben Bund Basilikum
  • eine große Zucchini (ca. 600 g oder eben mehrere kleine)

2. Champignons:

  • 200 g Champignons
  • 50 g Blauschimmelkäse

3. Salat:

  • einen kleinen Kopf Salat (z.B. Eichblatt)
  • eine Paprika
  • 1/2 Salatgurke

4. Dressing:

  • 2 EL Weißweinessig
  • 1 Bund Frühlingszwiebeln
  • je eine große Prise Salz, Pfeffer und Zucker
  • einen Schwenk Wasser
  • 1 geh. EL Dijonsenf

Zuerst kümmern wir uns mal um die gegrillten Zucchini: Das Gemüse in ca. 0,5 cm dicke Scheiben schneiden und diese salzen, auf Küchenkrepp etwas wässern lassen. Zwischenzeitlich das Basilikum mit dem Öl pürieren, die Zucchinischeiben pfeffern und mit dem Basilikumöl bepinseln, dann etwa eine Stunde durchziehen lassen. Das restliche Basilikumöl für das Dressing aufheben.

Dann bereiten wir mal die Champignons vor: Diese putzen und die Stiele entfernen, stattdessen in die Köpfe jeweils einen kleinen Würfel vom Blauschimmelkäse legen.

Den Salat ganz normal vorbereiten, also waschen und putzen, zupfen und die Gurken und die Paprika stiften. Für das Dressing die Frühlingszwiebeln in dünne Ringe schneiden und mit dem Basilikumöl sowie allen weiteren dafür vorgesehenen Zutaten verquirlen – abschmecken – fertig. Sobald das Gemüse fast fertig gegrillt ist, über den Salat geben, vermischen und mit dem Gemüse servieren.

Beim Grillen natürlich erst die Zucchini auflegen – bei unserem süßen kleinen Elektrogrill haben sie etwa 20 Minuten gebraucht und nach der Hälfte habe ich sie einmal gewendet – wie lange sie bei euch brauchen, dürfte natürlich arg unterschiedlich sein – einfach hin und wieder mal schauen, ob sie auf der unten liegenden Seite schon kräftig Farbe angenommen haben und dann wenden. Nach dem Wenden habe ich die Champignons auf den Grill gegeben und diesen dann mit Alufolie abgedeckt, damit sich die Hitze gleichmäßig verteilen konnte. In dieser Zeit ist der Käse wunderbar geschmolzen und die Champignons waren gar – sie waren allerdings nicht sehr groß. 😉

Ich wünsche Euch einen wunderschönen Sonntag & bin gespannt auf Euer Feedback!

Herzlichst Kristina sw

Salat mit Grillgemüse 1 klein

2Herde hat noch mehr zu bieten sw


6 Kommentare

Traditions-Anarchie

+++ Warnung +++ Beim folgenden Beitrag handelt es sich eindeutig um Küchenanarchie +++ Wenn Sie dem „Großen Pellaprat“ nahe stehen, sollten Sie nicht weiterlesen. +++ Ebenso nicht, wenn Sie nach einem absolut standardmäßigen Rezept für Rinderbraten suchen. +++ Und auch nicht, wenn Sie etwas gegen familiär weitergegebene Traditionen haben.+++

Na, hab ich Dich nicht abschrecken können?! Grins. Dachte ich es mir doch. Gute Entscheidung, erstmal genauer zu schauen, worum es hier geht und was die Irre eigentlich will. Küchenanarchie, hä?! Naja, zumindest wenn es nach Herrn D. geht. Denn eben der hat nicht schlecht gestaunt, als ich am letzten Wochenende in der Küche das folgende fröhlich vor mich hin singend und mit kindlicher Vorfreude zum Besten kochte. Für mich persönlich ging es schließlich um ein Stück Kindheit, das ich mir mit Oma’s Rezept in die Küche zaubern wollte, für ihn war es lediglich „Verschwendung“, ein so schönes, großes Stück Fleisch als „Suppenfleisch“ verkommen zu lassen.

Pah, Banause. Er wusste ja gar nicht, wovon er da redete. Denn das Stück Fleisch dient ja eigentlich nur einem höheren Zweck, nämlich „Nudel‘ mit Soß'“ zu werden. Vom Fleisch bekamen meine Schwester ja oft gar nichts mehr ab oder auch mit, denn Nudeln mit Soße…welch Kindertraum, zumindest für uns. Und die Soße, die Omma kocht, ist halt einfach die beste. Keine Diskussion. Und wer die Nachkochen will, der muss eben ein kapitales Stück Rind opfern, um dem nahe zu kommen.

Um die Warnung nochmal fortzuführen: Es handelt sich bei diesems Post mit Sicherheit nicht um die Ausgeburt der neusten Gourmet-Feinheiten, sondern um das Rezept einer Dame Jahrgang 1930, das ich vor allem deshalb hier poste, um meinem Schwesterchen, die sich unbegründeterweise für kochtechnisch minderbemittelt hält, eine möglichst genaue Anleitung in Bild & Text zukommen zu lassen. Vielleicht will ich auch gleichzeitig ihr, geneigter Leser, Herz oder zumindest ihre Lachmuskeln erfreuen, indem ich Braten koche, statt ihn zu braten. Und wenn Sie einmal nichts besseres zu tun haben oder Sie das Haus sowieso nicht verlassen können, weil Sie auf die Handwerker warten, dann kochen Sie es doch einfach mal nach. Vielleicht verraten Sie mir ja, ob die kindliche Obsession begründet oder in Ihren Augen völliger Humbug ist.

Rinderbraten nach Omma 1

Du brauchst:

1,25 kg Rinderbraten (falsche Lende, etwas durchwachsen darf es durchaus sein)
Suppengrün: 2 Karotten, 2 Tomaten, 1 Stück Sellerie, 1 Zwiebel, 1 Paprika (rot oder grün)
5 EL Weißweinessig
Weißwein
3 EL Öl
1 TL Oregano
1 TL Pfeffer
2 EL Salz
3 Lorbeerblätter
1/2 TL Muskat
1 Msp. Piment (gemahlen)
2 Soßenwürfel für Bratensoße
2 EL Mehl
Wasser in Massen 😉

  1. Zuerst äußeres Fett und Sehnen vom Fleisch abschneiden, dies aber noch nicht wegwerfen.
  2. Das Gemüse gut abwaschen (muss nicht zwangsläufig feinsäuberlich geschält werden) und in grobe Stücke schneiden.
  3. Ausreichend Öl, also ca. 3 EL in einem großen, breiten Topf (ca. 5 l Fassungsvermögen) richtig, richtig heiß werden lassen…
  4. …und das Fleisch darin von allen Seiten scharf anbraten.
  5. Das dauert pro Seite mindestens 3-4 Minuten.
  6. Jetzt die Gewürze bereitstellen,
  7. das Gemüse kurz mit anbraten, die Fleischabschnitte mit zufügen,
  8. alles würzen und mit einem Großzügigen ersten Schluck Weißwein ablöschen.
  9. Mit 3 Litern Wasser auffüllen und
  10. aufkochen lassen
  11. dann einen weiteren Schluck Weißwein und 5 EL Essig zufügen
  12. und alles eine halbe Stunde köcheln lassen.
  13. Danach die beiden Soßenwürfel mit 200 ml Wasser und dem Mehl kalt anrühren.
  14. Nicht wundern, wenn es jetzt klumpt, das löst sich dann schon auf! 😉
  15. Jetzt das ganze für zweieinhalb Stunden köcheln lassen, dabei hin und wieder umrühren und (mit einem Silikonschaber) das abschaben, was sich am Rand abgesetzt hat und es zurück in die Soße schnicken. Nach dieser Zeit sollten Sie einen weiteren halben Liter Wasser und einen EL Essig zufügen und das ganze wiederum eine halbe Stunde köcheln lassen.
    Nach diesen drei Stunden ist das Fleisch gar und sicher auch schon recht zart (Anzeichen: es gibt auf Druck mit einem hölzernen Kochlöffel leicht nach), trotzdem gilt jetzt natürlich „Je länger, desto zarter.“ Es spricht also genusstechnisch überhaupt nichts dagegen, die Garzeit auf 5 Stunden auszuweiten, jedoch sollten Sie dann hin und wieder (alle halbe Stunde) 250 ml Wasser nachfüllen.
  16. Wenn Sie finden, dass es jetzt genug ist/ endlich essen wollen/ fürchten, andernfalls Ihre Gäste nie wieder zu sehen, nehmen Sie den Braten aus der Soße und streichen diese durch ein Sieb.
  17. Und zwar richtig! 😉
  18. Die Soße lassen Sie  noch einmal aufkochen und binden sie, falls es Ihrem Geschmack nach noch nötig sein sollte, mit etwas Soßenbinder. Das Fleisch schneiden Sie in Scheiben und servieren das Ganze stilecht mit Nudeln, die etwas über „al dente“ sind, damit sie sich besser mit der Soße vollsaugen können. 😉

How to make Rinderbraten nach Omma

Lass Dir's schmecken!

PS: Warum ich Euch heute sieze? Keine Ahnung, vielleicht weil es ein Sonntagsbraten sein könnte? Es kann aber auch auf die späte Uhrzeit zurückzuführen sein, zu der ich diesen Post vorbereitet habe oder damit zusammenhängen, dass der e-Mail-Verkehr der letzten Stunden ausschließlich mit „Sehr geehrter (Prof.) Dr. XYZ…“ begann…